Wo sparen?

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt vom 3. Januar 2025

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer kritisierte die Inklusion („Zurück zur Sonderschule?“, 6. Dezember).

Wiedermal hat OB Palmer einen Ideenblitz in die Welt geworfen. Nur ist er diesmal nicht einmal ein Wetterleuchten. Zum jetzt nötigen Haushaltssparen soll auch die Inklusion beitragen, sei sie doch teurer als der Besuch eines SBBZ (Soziales Bildungs- und Beratungszentrum, früher Sonderschule). Ja? Von derzeit 9531 Schülern und Schülerinnen in Tübingen sind 533 (5,6 Prozent) als Sonderschüler und -schülerinnen förderbar, und davon lediglich 57 (0,6 Prozent) in Inklusion. Wie für die übrigen Schüler und Schülerinnen zahlt die Gemeinde lediglich die Räume für sie und deren Ausstattung. Das langfristig Teuerste, die Personalkosten für die Lehrer und Lehrerinnen, zahlen die Länder, bisweilen unterstützt durch Bundeszuschüsse. Mehrkosten der Eingliederungshilfe, die nur wenige Sonderschüler und schülerinnen überhaupt brauchen, zahlen die Landkreise. Eine gute Unterstützung für die Inklusion ist eine multiprofesionelle Begleitung. Zu der gehören dann meist auch Sozialpädagogen. Die werden tatsächlich von den Gemeinden bezahlt. Allerdings sind das meist nur die, die sich Gemeinden für die Problemhilfe für bedürftige Schüler und Schülerinnen leisten, wie in Tübingen. Da ist Inklusionshilfe nur eine weitere Aufgabe. Wo will Palmer also bei der Inklusion sparen?

Harald Kersten, Tübingen

Zweifelhaftes Vergnügen

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt vom 3. Januar 2025

Bereits am 27. oder 28. Dezember hat der Deutschlandfunk von überhöhten Feinstaubwerten in einer Anzahl deutscher Städte, darunter Tübingen, gesprochen. Hier in Tübingen hat man das anscheinend für eine zu Silvester passende Nachricht erachtet. Wenn es früher lokal veröffentlicht worden wäre, wären vielleicht ein paar Feuerwerkskörper weniger verkauft worden. Und diejenigen, die unter den Luftschadstoffen der Neujahrsnacht besonders stark zu leiden haben, sind wohl auch die einzigen, die sich drauf einstellen, das heißt am besten zu Hause bleiben oder auf die Alb ausweichen sollen. Zweifelhaftes Vergnügen geht vor.

Margret Gönner, Tübingen


Saiben Bebauung?                                                                                                      Leserbrief vom Mai 2024

Wenn ich vom Freibad nachhause radle, an der Bahnlinie entlang, fällt mein Blick an einer Stelle
immer auf die beiden uralten Kirchen von Derendingen und Weilheim.

Seit dem frühen Mittelalter siedelten unsere Vorfahren am Fuße des Rammert und bewirtschafteten
die fruchtbaren Felder des Neckartals: So ernährte Derendingen jahrhundertelang das Kloster Zwiefalten,
wovon noch heute eine Inschrift an der alten Scheune am Ortseingang zeugt.

Spätere Generationen zogen Straße und Eisenbahn am Fluss entlang, und wären nicht auf die Idee gekommen,
wertvolles Ackerland dafür zu opfern. 

Und heute fordern Kommunalpolitiker die Bebauung von Saiben und Brühl. Brauchen wir das Brot nicht mehr,
weil die Nudeln aus der Fabrik kommen?

Der Westwind bringt von jeher frische Luft in unsere Stadt. Wenn ich zum Freibad radle, kann ich ihn spüren!
Wollen wir auch dieses Geschenk der Natur leichtfertig opfern?

Natürlich brauchen wir mehr Wohnraum. Schöpfen wir alle Möglichkeiten der Binnenverdichtung aus!
Füllen wir die vielen leerstehenden Häuser mit Leben!  Aber lassen wir das Tal in Ruhe!
 
Gertrud Scheuberth
Mitglied der Alternative und Grüne Liste e.V. 

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Saibenbebauung - nein danke!                                                                           Leserbrief vom 10.03.2024

 
CDU, SPD und die Tübinger Liste wollen den Saiben schnellst möglichst bebauen.

Wertvolles, von der heimischen Landwirtschaft genutztes Ackerland, wird unumkehrbar vernichtet.

Die Frischluftschneise für weite Teile unserer Stadt wird zerstört und die Trinkwasserbildung im
Neckartal wird gefährdet. Obwohl auch wir inzwischen die Folgen der Klimaerwärmung zu spüren
bekommen, setzten CDU, SPD und die Tübinger Liste ihren Krieg gegen Natur und Umwelt
unvermindert fort. Das muss verhindert werden!

Bei der Gemeinderat am 09.06. ist Gelegenheit dafür.
Bruno Gebhart, AL/Grüner Stadtrat

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Müllvermeidung 

Ein Glücksfall: Tübingen ist und bleibt Modellstadt für eine aktive und wirkungsvolle Müllvermeidung. Unsere Verpackungssteuer ist rechtmäßig und wird sicherlich von vielen Städten übernommen und in die Praxis umgesetzt. Erfreulich ist auch, dass die Bedenkenträger, Besserwisser und Angsthasen im Tübinger Gemeinderat nicht recht behielten.

Nicht vergessen darf man aber auch, dass OB Boris Palmer durch seine Beharrlichkeit, Sachkunde und Überzeugungskraft entscheidend mit dazu beitrug, dass der Gemeinderat überhaupt mehrheitlich der nun erfolgreichen Revision zugestimmt hat.

Bruno Gebhart, AL/Grüner Stadtrat zur Verpackungssteuer


Bruno Gebhart zur OB Wahl

Seit 1980, also über 40 Jahre, haben wir mit grün-alternativem Engagement unsere Stadtgesellschaft mitgestaltet und weiterentwickelt.

Viele Projekte im Bereich Wohnen, Quartiersentwicklung, regenerative Energieentwicklung, Klimaschutz, ÖPNV, Kinderbetreuung, Bildung und vieles mehr haben über Tübingen hinaus Wirkung gezeigt.

Tübingen steht heute gut da und das soll auch in schwierigeren Zeiten so bleiben. Oberbürgermeister Boris Palmer ist ein Garant dafür. Er wird auch in den kommenden acht Jahren mit uns zusammen hochmotiviert, ideenreich, sachkundig und lösungsorientiert die wichtigen Themen und Aufgaben unserer Stadtgesellschaft mitanpacken und zielführend begleiten.

Bruno Gebhart, Stadtrat AL/Grüne


Moritz Pfeifer, 3. September 2022

War also berechtigt
Hätte Olaf Scholz mitgemacht bei einem Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2021 mit Fragen wie „Soll die BRD der NATO beitreten? Soll die BRD die Mehrwertsteuer der Schweiz anheben? Sollen Menschen nackt baden dürfen?“ Vermutlich nicht.

Warum haben die anderen Kandidierenden der Tübinger OB-Wahl eigentlich keinen Anstoß genommen an den teils ähnlich
hanebüchenen Fragen des Tübinger Kandidat-O-Maten? Entweder haben sie es nicht bemerkt, was ihre fachliche Eignung für das Amt infrage stellt, oder sie haben mit ihrer harschen Kritik an Palmer, der die Fragen anders als sie nicht einfach abgenickt hat, bewusst lieber skandalisiert. Dann stellt sich die Frage, ob das der neue Politikstil ist, mit dem so viel geworben wird.

Die Landeszentrale für Politische Bildung hingegen hat nach Überprüfung selbstkritisch eingeräumt, dass „eine große Anzahl der Thesen rechtlich nicht zulässig, sachlich falsch, kommunalpolitisch bereits erledigt oder nicht sinnvoll war“ oder „im Vergleich zu ihrer kommunalpolitischen Bedeutung (…) zu stark repräsentiert waren“. Manche These wurde ganz gestrichen zur Wahrung der Überparteilichkeit (sprich: sie waren tendenziös). Palmers Kritik war also berechtigt.


Harald Kersten am 3. September 2022:

Gut so
Der Kandidat-O-Mat kommt doch. Der Grund für die Überarbeitung war allerdings nicht die Kritik von Palmer. Die war nur der Anlass für die „grundlegende Überprüfung“. Das Ergebnis entsprach dann aber durchaus völlig seiner Kritik. „Eine große Anzahl von Thesen“ waren „rechtlich nicht zulässig, sachlich falsch, kommunalpolitisch bereits erledigt oder nicht sinnvoll“ und „stichhaltige Kritikpunkte“, so die LpB, könne sie „nicht einfach außer acht lassen“. Auch das Tagblatt hatte Kritik geäußert, aber erst nach dem Rückzug. Von dem war es nicht verständigt worden. Das musste die LpB auch nicht, das Tagblatt hatte ja nur Infos für die jugendlichen Macher des Kandidat-O-Maten geliefert. Aber was soll’s. das Ganze war ohnehin nur ein Sturm im Wasserglas, inklusive der Skandalisierung des Rückzugs durch die OB-Kandidatinnen Baumgärtner und Geisel. Über 90 % der Nutzer eines Wahl-O-Maten haben schon vorher ihre Wahlentscheidung getroffen. Die Nutzng ist nur ein spielerischer Entscheidungstest (https://www.bpb.de/themen/wahl-o-mat/177432/die-wirkung-des-wahl-o-mat/). Und das wissen die beiden Politikwissenschaftlerinnen natürlich auch.